Part 1 dieser Tour führte in die Champagne sowie in das südlich davon bereits im Burgund gelegene Gebiet des Départements Yonne mit dem aufkommenden Weinbauort Vézelay. Nicht nur der Jahreszeit geschuldet waren beide Gebiete sehr gut besucht, was einerseits am adretten Charme der Regionen, anderererseits sicherlich auch an der weltweiten Reputation liegt.
Und diese verdient sich die Champagne auch bei uns immer nachhaltiger. Spät auf den Genuss gekommen überzeugen uns die Bubbles von Mal zu Mal mehr, besonders gefördert durch seine Bekömmlichkeit. Zahlreiche Verkostungen bei unterschiedlichen Gelegenheiten hinterließen nicht einmal das Gefühl etwas getrunken zu haben, einzig das Fachsimpeln über Präferenzen, insbesondere auch als Essensbegleiter sorgte für Anregung. Gut, dass von unseren auserwählten Champagner-Häusern JP Gauvain der Tradition wieder verfügbar oder mit dem Originel (ausschließlich Meunier) von Jean Diot eine wahrliche Seltenheit neu aufgenommen ist.
In Vézelay war die Dne Martin Barbieux unser Ziel, um hier vom seit einer Dekade vorherrschenden Mangel an Wein aufgrund kapriolenhaften Wetters wiederholt erfahren zu müssen. Auch in 2024 konnten nur 10% der üblichen Mengen der Appellation gelesen und vinifiziert werden. Vor diesem Drama geht fast unter, dass Martin seit seinem Beginn in 2016 von einem ansehnlichen Niveau aus weiter an Kontur gewonnen hat und seine Vézelay angeführt vom 'Vigne Blanche' unbedingt einen Exkurs zwischen der Côte d'Or und Chablis wert sind. Als i-Tüpfelchen gibt es just ein einziges Barrique-Fass eines Bourgogne Pinot Noir. Vom 'Côte à Côte' konnten wir ein paar Magnum-Flaschen sichern, mehr Exklusivität ist wohl kaum zu haben...
Part 2 dieser Tour führte in die Côte d'Or, dem Herzen des Burgunder Weinbaus. Im Endeffekt wiederholte sich die Erfahrung der letzten Jahre oder auch aktuell von der Yonne, dass auch die letzten beiden Millesime wieder von massiven Ertragsreduzierungen geprägt waren. So gibt es bei der Dne Voarick wiederholt keinen weißen Pernand-Vergelesses, es ist weiter Geduld gefordert. Für Liebhaber der roten Burgunder ist diese Appellation allerdings wieder verfügbar, hinzu kommt dann erstmals der Corton Renardes Grand Cru, welcher uns selbst für den aufgerufenen Tarif ob seiner Intensität und Eleganz absolut überzeugte.
Überzeugend sind auch stets die Weine der Dne Alain-Maurice Gavignet. Wieder verfügbar sind der Passtoutgrain und Hautes-Côtes de Nuits. Zum ersten Mal von AMG gibt es einen Gevrey-Chambertin sowie den Hautes-Côtes de Nuits Chardonnay. Während ersterer, nachdem vor einiger Zeit tatsächlich eine kleine Parzelle der Appellation erstanden werden konnte, im Millesime 2023 absolut neu ist, überzeugte uns der Chardonnay in diesem Jg mit seiner Fülle und Samtigkeit über Gebühr. Fast schon ein Ausgleich zu den Verlusten in anderen Appellationen. D'accord, insgesamt gibt es sicherlich filigranere, intensivere Weine, aber eben zu gänzlich anderen Preisen.
Apropos, das Preisniveau von Burgundern legte deutlich zu. So werden für Borgogne P/N oft schon 20€, nicht selten 30€, oder für Appellationen wie die beiden Hautes-Côtes (Beaune/Nuits) ganz leicht 30€ und mehr aufgerufen. Dafür könnte man sich bei 1a-wein für wenig mehr gar schon einen Nuit-St. Georges oder Aloxe-Corton gönnen. Gespräche mit verschiednen Marktteilnehmern gaben Einblicke in den Weinmarkt sowie in lokale Strukturen. So tun sich zB selbst veritable Cavisten-Kollegen schwer, Nachfrage von bestimmten Weinen bedienen zu können, mit der geschilderten unerfreulichen Konsequenz. Indes wurden die wirklich großen Appellationen noch nicht einmal erwähnt...